Best of... Juli 2005

Nachdem der Juni ein ganz besonderer Wrestlingmonat war, blieb abzuwarten, inwieweit sich der Juli in seinem Schatten verhalten würde. Wie geht RAW mit den neuen Leuten um, was macht Smackdown aus dem Draft? Außerdem stand Smackdown vor einer weiteren riesigen Aufgabe, denn im Juli sollte ein weiterer Great American Bash in der WWE-Ausführung stattfinden – nach dem hemmungslosen Desaster des letzten Jahres musste man dieses Jahr vieles besser machen. Man wollte aus den Fehlern lernen. Im Vorjahr setzte man den Undertaker lediglich dazu ein, einen On-Air-Charakter zu eliminieren, man stellte John Bradshaw Layfield als Herausforderer in das Titelmatch und ließ Rey Mysterio das einzige nennenswerte Match bestreiten. Das sollte in diesem Jahr alles anders werden...
Ob es gelungen ist *hust* und man den Bash dieses Jahr zu einem herausragenden PPV machen konnte – und wie RAW natürlich der immensen Konkurrenz entgegenstand, das lest ihr in meinem persönlichen Best of Juli 2005. Viel Spaß dabei!

Beste Storylines und Fehden
1. Lita / Edge / Matt Hardy
2. Eddie / Rey
3. Hogan / HBK

Ich kann mich in meiner fast 20 Jahre andauernden Wrestling-„Karriere“ an kaum eine Storyline erinnern, die für dermaßen viel Wirbel und Diskussionsstoff gesorgt hat, wie das Dreieck zwischen Lita, Edge und Matt Hardy. Es wäre hochgradig anmaßend gewesen, an dieser Stelle eine andere Nummer 1 zu nennen. Das tolle an der ganzen Geschichte ist, dass wir eigentlich immer noch vollständig im Dunkeln stehen, was hier mit uns gespielt wird und wurde. Und peng, da ist genau der Knackpunkt. Es geht darum, was mit uns gespielt wurde. Nicht, was in der Story abgeht, das ist 08/15 Material. Eine Diva ist bei Wrestler A und geht zu Wrestler B, woraufhin sich A und B doof finden und verhauen wollen. Das absolut geniale an dieser Storyline ist, dass mit uns, den Internet-Fans, gespielt wird und keiner bis ins Detail weiß, was Work und was Shoot ist, wo Real Life endet und Storyline beginnt – und wo es überein stimmt. Dass wir uns seit 3 Wochen in der Work-Phase befinden, daran gibt es wohl keinen Zweifel mehr, ebenso wenig, dass das Ganze beim Summerslam in einem Match Hardy v. Edge enden wird. Aber alles was davor ist, steht in den Sternen. War alles gefaked? Ich kann es mir nicht vorstellen. Wo war der Punkt, an dem aus Real Life eine Storyline wurde, und zwar für alle Beteiligten? Diese Unmenge an offenen Fragen und der Hintergedanke, als Internetfan verarscht worden zu sein, macht aus dieser Storyline eines der mit Abstand größten Ereignisse bei WWE der letzten Jahre. Liebe Booker, wenn ihr das auf dieselbe geniale Art und Weise zu Ende bringt, dann verzeihe ich Euch sogar offiziell Al Wilson.

Auch bei Fehde Nummer 2 verschwimmen Privates und Storyline. Bei der Eddie/Rey-Geschichte lässt es sich allerdings noch mehr darüber streiten, ob man hier nicht eindeutig zu weit geht. Ob man mit der Einbeziehung von Reys Sohn, Eddies Töchtern und den ganzen Familienbeziehungen nicht eine Grenze überschritten hat, die einfach nicht überschritten werden darf. Wenn ich diese Gedanken allerdings ausklammere, erhalte ich eine Storyline, die schon über 4 Monate andauert und mittlerweile 3 PPV-Matches umfasst. Das alleine gibt bei mir als erklärtem Langzeit-Fehden-Fan schon einen Pluspunkt. Dass man es aber geschafft hat, die Storyline über einen so langen Zeitraum hinweg interessant zu halten, dass ist schon ein Lob wert. Zwischendrin gab es einige Durchhänger, wo auch ich dachte, „Mann, Eddie gegen Rey fängt echt an zu nerven“, aber durch den „Geheimnis“-Angle des letzten Monats, hat man das ganze wieder interessant gemacht (wie gesagt: Fragwürdigkeit mal außen vor). Sehr gespannt bin ich, wie es weiter geht. Belässt man es nun dabei und nutzt das ganze für einen enormen Mysterio-Push oder macht man immer noch weiter? Was das bessere wäre, vermag ich im Moment noch nicht sagen. Im Juli bestimmte diese Storyline allerdings die Diskussion rund um Smackdown und war deshalb nach der unschlagbaren Nummer 1 die zweitbeste Geschichte dieses Monats.

Jetzt bin ich in einer Zwickmühle – und ich bin sehr gespannt, ob ich am Ende dieses Absatzes immer noch davon überzeugt bin, ob diese Story tatsächlich die Nummer 2 dieses Monats ist oder nicht. Die Zwickmühle stellt sich wie folgt dar: Es gibt im modernen Wrestlingbusiness niemanden, den ich mehr verehre als Shawn Michaels. Außerdem gibt es im modernen Wrestlingbusiness niemanden, den ich mehr verachte als Hulk Hogan. Genau aus diesen beiden Tatsachen ergibt sich ein absoluter Gewissenskonflikt, über dessen Ausmaß ich mir noch nicht abschließend bewusst bin. Muss ich die Storyline zwingend geil finden, weil sie HBK in den Mittelpunkt rückt? Oder muss ich die Storyline hassen, weil sie Hogan viel zu viel unverdiente TV Time beschert? Die Antwort auf die Frage ist: Keines von beidem.
Erinnere ich mich zurück an den Moment, als Michaels Hogan den Superkick verpasste, erinnere ich mich daran, dass ich total ausgemarkt bin. Shawn ist wieder Heel, was bitternötig gewesen ist. Außerdem erwartet uns neutral betrachtet ein episches Aufeinandertreffen, wenn zwei wahre Legenden bzw. Ikonen (beide sind wohl beides) gegeneinander antreten. Allein die Publikumsreaktionen rechtfertigen dies. Das ganze was ich geschrieben habe versteht sich allerdings unter Vorbehalt – denn ich werde alles zurücknehmen und nach dem Summerslam gnadenlos schlecht reden, wenn Shawn verlieren sollte. Aber gerade deshalb freue ich mich unheimlich auf das Match, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal so unheimlich parteiisch war. Ausmarken ist damit garantiert, also geht Platz 3 klar und ich hab auch gleich etwas Stoff zum Zerreißen für meine Augustausgabe. One More Match? Verdammt, ja, na gut, aber nur dieses eine...

Schlechteste Storylines und Fehden
1. Hassan / Undertaker
2. Melina / Torrie / Michelle / Candice / Heidrun / Else uvm.
3. Booker / Christian

Muhammad Hassan war neben Carlito die Gimmickhoffnung der letzten Monate. Richtig gut fand ich die Art und Weise, wie man mit dem Hassan-Charakter umging – wie abscheulich ich die Entwicklung fand kommt später noch. Richtig mies war aber diese Storyline. Dass der Undertaker keinen größeren Grund für eine Fehde benötigt, als dass sein Gegner schlicht und ergreifend Heel ist, ist kein Geheimnis mehr. Doch wie man diese zwei zueinander geführt hat, war wirklich ganz ganz unterirdisch. Einen kleinen Lichtblick sah ich in der Smackdown Ausgabe, als Daivari als „Opfer“ von Hassan in einen Kampf gegen den Undertaker geschickt wurde. Wie man das ganze dann aber enden ließ, verdunkelte dann auch diesen einsamen Lichtblick. Teilweise mag man behaupten können, es sei anschließend nicht die Schuld der Booker gewesen, dass man Hassan nicht mehr einsetzen und die Storyline mit dem Taker somit ausbauen konnte. Auf der anderen Seite war das Auftrittsverbot jedoch lediglich die Folge von stumpfsinnigem Booking und somit trifft das Team eindeutig zumindest eine Teilschuld. So weit so gut. Man hatte nun also eine verkorkste Storyline, das Match beim Bash wollte man aber durchziehen. Was auch Sinn machte, denn auf diese Art und Weise hätte man wiedergutmachen können, was man vorher verbockt hatte. Man könnte den Charakter des Muhammad Hassan auf glaubwürdige und spektakuläre Weise verabschieden, ihn in eine andere Richtung bringen, einen Trade vorbereiten – oder was auch immer. Aber dieses halbherzige Irgendwas war absoluter Blödsinn. Den Undertaker habe ich selten schlechter gesehen, nur ein kleines Grüppchen von Beteiligten konnte diese miese Leistung noch unterbieten: das Booking-Team. Hassan, Magnus, Copani – wie auch immer, es tut mir leid, so einen Abgang hast du nicht verdient.

Boah. Bullshit in seiner höchsten Konzentration. Melina hat verdammt noch mal Talent. Mit ihr kann man in der Tat mehr anstellen, als sie als Managerin auftreten zu lassen und sie hätte mit Sicherheit auch das Talent dazu, eine der Top-Diven zu werden. Ich sehe außerdem ein, dass sie dafür eine eigene Storyline braucht und diese dann wohl oder übel auch bei einem PPV enden muss. Unschön, aber wohl unumgänglich. Was man dann aus diesem noch annähernd logischen Vorhaben machte war genau das, was ich einleitend gesagt habe: Bullshit in seiner höchsten Konzentration. Erst baut man eine Fehde mit Michelle McCool auf. Vollkommen grundlos, aber okay, wenn es doch zur Zielerreichung beiträgt. Dann auf einmal fällt den Schlafmützen des Booking-Teams ein, dass das ja Torrie Wilson auf dem GAB-Plakat ist und man die ja noch gar nicht im PPV untergebracht hat. Also lässt man Michelle einfach mal fallen (grundsätzlich hätte ich da ja nichts gegen) und ersetzt sie einfach durch Torrie. Und dann, das ist so blöd, ich fass es gar nicht, taucht diese komische Candice Michelle auf und wird zum Special Referee ernannt. Wer zum Teufel ist das? Jaja, auch irgend so eine Diva Search Tussi, aber, mein Gott, Wayne??? Die können doch genauso gut ne Schaufensterpuppe kaufen, die spricht, wenn man hinten an einer Leine zieht und so was sagt wie „I love our Troops!“. Das hätte keinen einzigen Nachteil, aber Unmengen von Vorteilen – sie kostet nur einen geringen Anschaffungspreis, keine laufenden Kosten, kann fette Bumps einstecken – und wenn man sie nicht mehr braucht, kann man sie bei eBay versteigern.

Habt ihr Christian dafür zu Smackdown geholt?? Für diese Fehde? Um Kurt Angles Platz einzunehmen, um da weiter zu machen, wo Angle aufgehört hat? Ich meine, klar, es liegt nahe. Eine Fehde gegen Booker T, weil man seine Frau kacke findet ist wirklich plausibel und nachvollziehbar, aber trotzdem nervt es. Vom Ausgang des Matches beim Great American Bash will ich jetzt gar nicht erst anfangen. Obwohl... Doch: Niemanden, aber wirklich niemandem hat diese Fehde, geschweige denn dieses Match auch nur das Geringste gebracht. Es gehörte zu den uninteressantesten Matches auf der Card, somit hat es wahrscheinlich nicht zu einer einzigen PPV-Bestellung geführt. Das Match hatte bestenfalls Heat-Qualität und in zwei Wochen wird niemand mehr darüber sprechen (ist wohl aber auch besser so). Den Fans hat das somit also auch nichts gebracht. Booker T? Ob er nun gewinnt oder sich Prince Charles seine Ohren anlegen lässt... Und Christian ist der Leidtragende Nummer 1 dieses ganzen Debakels. Da steckt man eines der größten Talente des Rosters kurz vor seinem Trade endlich in den Main Event und eine World-Title-Fehde. Dann tradet man ihn, lässt ihn auch gleich im Smackdown-Championship-Match debütieren und ihn sogar Platz 2 machen! Ja, und dann steckt man ihn in eine Fehde mit Boring T und lässt ihn verlieren. Man lässt ihn verlieren. Ich kann nicht mehr. Ich muss unbedingt ruhiger werden, das ist alles nicht gut für meinen Blutdruck.

Trotz Allem haben die guten Storylines diesen Monat noch dominiert und unterm Strich war das ganze sogar recht ausgewogen. Zwar präsentierte uns WWE im Juli die wohl schlechteste RAW-Ausgabe des Jahres, aber auch viel wirklich Gutes. Bei Smackdown schien man mir der Lottery insgesamt besser klar zu kommen, verhunzte aber alles beim Pay-Per-View. Eigentlich wäre das ein Unentschieden, aber die unbeschreibliche Genialität rund um Matt „Freakin’“ Hardy holt den Punkt zu RAW.

Beste Gimmicks
1. Mexicools
2. John Cena
3. Eddie Guerrero

Wie erfrischend es doch ist, wenn man auch über etwas schreiben kann, was von vorne bis hinten einfach nur gut ist. Wo das Komplettpaket stimmt, wo einfach alles passt. Genau das sind die Mexicools. Dem Stable, den drei Männern, den möglichen Konsequenzen kann man einfach nur Positives abgewinnen... Sie sind einfach megageil eingesetzt. Juan-Deere-Tours, diese abgefahrenen Rasenmäher. Dann natürlich die Tatsache, dass sie allesamt Cruiserweights sind und die ganze Division mit ihren Auftritten pushen – die Fähigkeiten der drei nicht zu vergessen. Warum man Juvi das „Guerrera“ klaute ist mir zwar unverständlich, aber dennoch sehe ich in ihm den nächsten Cruiserweight Champion und das ist auch gut so. London gegen Juventud. Das wird so gut! Und das allerbeste an diesem Gimmick ist, dass sie Heels sind, denn als Faces hätten die Mexicools eine viel zu große Halbwertzeit, wie das mit allen Gimmicks ist, die anfangs extrem cool rüber kommen. Viele hatten wohl die Befürchtung, man würde mit diesen drei großen Talenten wohl dasselbe machen, wie mit Leuten wie Ultimo Dragon oder Akio vor ihnen – nämlich nichts. So könnte das aber was werden und ich freue mich derzeit auf jedes einzelne Segment mit den Mexicooools! Einsame Klasse!

So sehr mir das Cena-Bashing auch immer Spaß gemacht hat. Aber es wäre einfach nicht mehr gerecht. John Cena geht in seiner Champion-Rolle so auf, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Langsam aber sicher entwickelt er sich zu einem zweiten Stone Cold Steve Austin, mit vielen Parallelen, aber auch vielen Eigenheiten, was unheimlich wichtig ist. Ich freue mich sehr über die Fehde mit Jericho – und das mittlerweile nicht mehr nur wegen Jericho. John Cena hat einfach ein klasse Micwork und es lässt sich auch nicht mehr abstreiten, dass er sehr an seinen In-Ring-Fähigkeiten gearbeitet hat. Ich hoffe stark, dass man weiter an seinem Charakter arbeitet und ihn davor bewahrt, langweilig zu werden. Mit Edge, Jericho, HBK und vielleicht ja irgendwann sogar Conway oder Dupree gibt es so viele gute Heels, die mit Cena funktionieren würden. Ich kann es mir also durchaus vorstellen, dass uns John Cena noch eine ganze Weile im Main Event erhalten bleiben wird. Ja, und langsam glaube auch ich, dass es gut so ist.
Bin aber trotzdem für Jericho beim Summerslam.

Anfangs wollten die Fans Eddie einfach nicht hassen. Sie chanteten weiter brav „Eddie Eddie“, als würden sie gar nicht bemerken, dass er doch Heel geturnt war. In den letzten Wochen allerdings hat sich das Blatt gewendet und Eddie Guerrero beweist einmal mehr, dass er beide Rollen beispiellos beherrscht. Als Eddie diesen extremen Face-Status hatte, hatte ich schon beinahe vergessen, wie genial er denn den Heel verkörpern konnte. Ich hatte es ihm fast schon gar nicht mehr zugetraut, ein Heel zu sein, einfach weil er ein so genialer Face war. Jetzt ist er Heel – und das mit Leib und Seele – und spielt seine Rolle wieder so verdammt gut, dass es jetzt genau andersherum ist, ich kann ihn mir gar nicht mehr als Face vorstellen. Wichtig für den Charakter ist nun, dass man ihm seine Stärke zurückgibt, nachdem er nun so oft gegen Mysterio jobben musste. Hoffentlich gibt es keine ausgelutschte Fehde gegen Benoit, sondern irgendetwas spektakuläreres, das ihn zurück in den Main Event bringen kann. Wobei es sicherlich schwer werden wird, ihn gegen Batista glaubwürdig erscheinen zu lassen. Auf der anderen Seite hat man es gegen Lesnar damals schließlich auch geschafft. Eddie gehört somit weiterhin die Zukunft, ob Heel oder Face, er ist einfach einer der besten.

Schlechteste Gimmicks
1. Muhammad Hassan
2. Chris Benoit
3. Booker T

Wie oben schon angedroht, werde ich mich hier dem Verriss des Muhammas Hassan Gimmicks widmen. Die Art und Weise wie man Hassan anfangs darstellte, war wirklich klasse. Der Arabisch-Amerikaner, der sich unverstanden und ungerecht behandelt gefühlt hat, zog ungeheure Heat ohne dabei politisch inkorrekt zu sein. Sein Trade zu Smackdown hatte ich mit einem großen und berechtigten Push bis in den Main Event verbunden – und ich bin der festen Überzeugung, dass er für den Summerslam gegen Batista geplant war und nicht der Undertaker. Zerstört hat man das Gimmick, als die maskierten Männer ins Spiel kamen. Wie auch immer man es auslegen kann, es ist doch einfacher etwas terroristisches hereinzuinterpretieren, als diese Vermutung zu entkräften. Unglückliches Timing wegen der Anschläge in London, aber das war nur der Auslöser für das frühe Ende von Hassan. Auch ohne London hätte sich das Gimmick wohlmöglich in eine noch heftigere Richtung entwickelt, so dass man jetzt vielleicht noch recht glimpflig aus der Sache heraus kommt. Was die Booker allerdings geritten hat, die maskierten beim Bash wieder auftreten zu lassen, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Leid tut es mir nur, wie oben schon erwähnt, für einen talentierten Wrestler, der selber als Person absolut nichts falsch gemacht hat.

Ich habe mich damals sehr über Chris Benoits Rumble-Sieg gefreut. Ebenso voller Freude war ich bei seinem WrestleMania-Triumph. Etwas beängstigt war ich bei seinem Smackdown-ReDraft. Zutiefst beunruhigt war ich bei seinem Auftritt bei Velocity. Bis auf die Knochen schockiert bin ich über seine fast cleane Niederlage gegen Orlando Jordan beim Great American Bash. Schon im letzten Monat schrieb ich, dass unbedingt etwas passieren muss. Ich befürchte, dass man einfach nichts mit Benoit anzufangen weiß und ihn auch weiterhin in die Möchtegern-Storylines stecken wird, in die er auch vor seinem RAW-Draft schon bei Smackdown verwickelt war. Chris Benoit braucht endlich wieder eine gute Storyline, die ihn stark darstellt. Bald bin ich schon fest davon überzeugt, dass an einem Heel-Turn kein Weg mehr vorbei führt. Wenn man sich mit Lesnar dann weiterhin noch so viel Zeit lässt, wäre Benoit mein Traumherausforderer auf Batistas Gürtel. Aber in dieser Funktion, mit diesem Status, den er aktuell hat, wird Benoits Marktwert von Woche zu Woche unaufhörlich sinken, bis es irgendwann vielleicht zu spät ist – und man sich trotz Talents nicht mehr für ihn interessiert, wie beispielsweise auch für...

Booker T.! Wer interessiert sich noch für Booker T.? Ich jedenfalls nicht. Mich nervt zurzeit alles, was in irgendeiner Form mit ihm zu tun hat, mir tun alle Talente leid, die sich mit ihm herumschlagen müssen. Kurt Angle, Christian – und dann müssen sie auch noch gegen Booker jobben. Aus welchem verdammten Grund? War ich der einzige, der beim Bash mehr „Let’s go Christian“-Chants gehört hat, als Anfeuerungen für Booker T.? War ich der einzige, der Buhrufe beim Spin-A-Roonie vernommen hat, die wesentlich lauter als der Jubel waren? Schon damals bei Edge gab es dieses Phänomen, dass ihn als Face einfach keiner mehr sehen wollte. Lange hat man damals gebraucht, bis man einsah, dass man ihn einfach Heel turnen muss – und jetzt funktioniert Edge wieder. Ob es für Booker das richtige wäre, da bin ich mir auch nicht mehr ganz so sicher. Vielleicht muss ein Gimmickwechsel her, ein Stable oder tatsächlich sogar eine längere Pause, aber so halte ich Booker T einfach nicht mehr lange aus und ich habe das Gefühl, nicht unbedingt alleine mit meiner Meinung zu dazustehen.

Mit Hassan, Benoit und Booker haben wir einige Männer, für die es gimmickmäßig bei Smackdown einfach nur mies läuft. Auch der Undertaker hinkt seiner Klasse weit hinterher. Batista entwickelt sich allerdings erstaunlich, Eddie ist ein Riese und zu den Mexicools und der blue World Order brauche ich wohl kaum noch etwas sagen. Trotz der vielen Extreme, kann ich somit nicht anders, als diesen Monat den Gimmick-Punkt an Smackdown zu geben.

Wrestler des Monats
1. Matt Hardy
2. Chris Jericho
3. Batista

Das ist eine Premiere, denn mit Matt Hardy steht erstmals ein Mann auf Platz 1 der Liste des “Wrestler des Monats”, der im betreffenden Monat kein einziges Match bestritten hat (für WWE). Und doch halte ich diese Platzierung für gerechtfertigt, denn über niemand anderen wurde so viel gesprochen als über Matt Hardy. Niemand anderer stand mehr im Mittelpunkt des Interesses als Matt Hardy. Ich bin unendlich gespannt, wie es mit ihm weitergeht. Wird es ein einmaliger Auftritt beim Summerslam? Wenn nein, wird er weiter gepusht? Kommt er auch weiterhin so gut bei den Fans an oder hängt das alles an der Fehde und der Privatgeschichte mit Lita? Ich bin der Meinung, dass Matt Hardy ganz weit oben in die Card von RAW oder Smackdown gehört und drücke ganz fest die Daumen, dass dieses private Unglück ihm vielleicht zu dem lange überfälligen Sprung verhilft. Sollte das nicht so sein, wird Matt Hardy dennoch in die Geschichte eingehen als der Mann, um den sich eine der besten Storylines dieser Zeit gedreht hat.

Meine Gebete wurden erhört und Chris Jericho bekommt seine Fehde gegen John Cena um den WWE Titel und die damit verbundene Teilnahme am Main Event des Summerslam. Aufgrund des Status von Cena ist es zwar schier unmöglich, dass Jericho Champion werden wird, aber alleine die Tatsache, dass er wieder im Mittelpunkt steht, finde ich absolut klasse. Jericho spielt seine Rolle mal wieder hervorragend und bietet momentan den perfekten Gegenpol zu John Cena. Ich weiß nicht, was nach dem Summerslam für Jericho kommen kann. Kann er eventuell Matt Hardy weiter pushen? Großartig andere Ideen habe ich fast nicht für ihn, was sehr beängstigend ist. Verdient hätte Y2J nichts anderes als den Summerlam-Sieg und einen anschließenden Titelrun. Ich hoffe, dass man dieses erkennt und Jericho nicht nur als Platzhalter benutzt, der den Champ beschäftigt, bis Mr. Money in the Bank das Hardy-Problem gelöst hat und endlich seinen Shot einlösen kann.

Im letzten Monat befürchtete ich, den letzten guten Monat des Dave Batista erlebt zu haben. Der Juli strafte mich aber Lügen, insbesondere die Fanreaktionen beim Great American Bash zeigten auf, dass Batista ein Gigant ist. Für jemanden wie Batista ist es für den Anfang bitter notwendig, dass er glaubhafte Gegner im Main Event an die Seite gestellt bekommt. Mit Triple H gewährleistete man das 3 PPV’s über, auch JBL sehe ich durchaus als guten Gegner an, der Batista noch weiter etablieren kann. Ein Heel-Benoit, ein Hassan (jetzt wohl unmöglich) oder natürlich die spektakulärste Variante mit einem Brock Lesnar – es stehen reichlich interessante Fehden gegen starke Gegner für Batista bereit, die Smackdown in den nächsten Monaten unheimlich stärken könnten. Bei RAW hätte es Batista merklich schwieriger gehabt, was ihn zu einem der größten, wenn nicht sogar dem größten Sieger der Draft Lottery macht.

Beide Roster sind derzeit in meinen Augen sehr sehr stark und bieten viel Potenzial für die Zukunft. Während ich bei RAW eine stärkere Midcard sehe, hat Smackdown gute Möglichkeiten für den Main Event und eine immer stärker und hoffentlich auch wichtiger werdende Cruiserweight Division. Daher gebe ich den Roster-Punkt an Smackdown.

Matches und PPV-Tops
1. Batista v. JBL /Great American Bash
2. Melina v. Torrie /Great American Bash
3. Undertaker v. Hassan /Great American Bash

War das ein Match. In meinen Augen der wohl beste Main Event, den wir dieses Jahr bisher gesehen haben. Wenn man überlegt, dass Smackdown einst von Gurken wie Eddie gegen Angle geheadlined wurde, steht dieses epische Aufeinandertreffen zweier Ausnahmeathleten, die wirklich bis zum Äußersten gingen in einem wohl beispiellosen Licht. Das spektakulärste an diesem technisch makellos geführten Match war das ausgeklügelte Ende. Ein Disqualifikationssieg des Herausforderers! Perfekt gemacht, denn so ließ man JBL gewinnen, was schließlich jahrelange GAB-Tradition ist und Batista behält trotzdem seinen Gürtel. Außerdem hat man somit erreicht, dass man in der einmaligen Position ist, dass Champ und Herausforderer Nummer 1 für den Summerslam nun beide Faces sind! Genial. Alles in Allem hätte der Great American Bash wohl durch kein intensiveres, unterhaltsameres, technisch aufregenderes Match abgerundet werden können, als durch diesen Klassiker. Genial auch der Schachzug, Brock Lesnar nicht eingreifen zu lassen – denn damit hatte ja ohnehin jeder gerechnet. Man hat es somit geschafft zu überraschen, was wollen wir Fans denn mehr? Überrascht waren wir doch, oder nicht? Ich jedenfalls hatte nicht mit so etwas gerechnet.

Vielleicht war Batista gegen JBL auch nur so gut, weil die Masse im Saal noch so angeheizt vom Pre-Main-Event war. Normalerweise stehe ich weniger auf Diva-Matches – noch weniger, wenn die Stipulation besagt, dass man gewinnt, indem man die Gegnerin bis auf die Unterwäsche auszieht. Aber was uns Melina und Torrie hier gezeigt haben, war das wohl beste Match des Abends. Es landet lediglich auf der 2, weil die immense Bedeutung des Main Events nicht vergessen werden kann. Beide Damen verausgabten sich ohne Rücksicht auf ihre Körper und zeigten Wrestling wie aus dem Bilderbuch. Die ausgeklügelten Aktionen, mit denen die einzelnen Kleidungsstücke ausgezogen wurden besaßen solch Raffinesse, dass es wohl kein Strip-Choreograph besser hätte entwerfen können. Besonderen Biss in die Auseinandersetzung brachte der Special Referee Candice Michelle, die das Match unparteiisch leitete und durch das Selbstentblößen am Ende des Kampfes noch ihren Beitrag gegen die Verfleischlichung der Frau hin zur Emanzipation leistete. Ein wahrlich rühmlicher Abgang für Torrie Wilson. Geniales Entertainment, ich hätte mir den Kampf als Main Event gewünscht.

Wider Erwarten ist das Match Undertaker gegen Muhammad Hassan ebenfalls ein Anwärter auf das Match des Jahres. Natürlich war es mal wieder erfahrungsgemäß der Undertaker, der seinen Gegner durch das Match zog, aber dennoch bemerkte man die Unterlegenheit von Hassan kaum. Die langjährige Erfahrung war dem Taker bei der schnellen Ausführung seiner Aktionen deutlich anzumerken und es ist erstaunlich, dass er trotz seines etablierten Repertoires immer noch weitere Aktionen in selbiges aufnimmt und damit bei jeder Gelegenheit überrascht. Alles in Allem, war es ausnahmsweise mal kein Standard-Undertaker-Match, bei dem der Gegner kaum nennenswerte Aktionen zeigt, die, wenn sie denn mal kommen, kaum vom Taker verkauft werden. Auch benötigte man keine Eingriffe von Außen, um den Taker verletzbar darzustellen, allein die Präsenz Hassans und die verkaufte Härte seiner Aktionen ließen das Match ausgeglichen Erscheinen. Spektakulär dann das Ende. Chokeslam. Cover. Die Booker überraschen wo sie nur können. Allerdings mach ich mir ein bisschen Sorgen um Hassan. Hoffentlich ist er bald zuück.

Es tut mir leid. Natürlich hätte ich mit Biegen und Brechen drei „gute“ Matches aus dem Juli finden können. Das eindeutig beste, was uns allerdings beim Bash geboten wurde, war das Heat-Match. Rey gegen Eddie war weit hinter dem was man gewohnt ist und auch Eddie gegen Benoit aus Smackdown haben wir schon besser gesehen. Ich hoffe, dass mir diese leicht ironische Verdrehung dieses Punktes verziehen sei. Letztes Jahr war der Bash schon mies, aber da hatte ich beim „Best of“ wenigstens noch einen RAW-PPV, den ich entgegen stellen konnte. Die Ironie lässt die erneute Enttäuschung über den Great American Bash erkennen und ich werde Smackdown für diese Zumutung keinen Punkt geben. Also kein Match-Punkt in dieser Ausgabe.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. Great American Bash
2. Sharmell
3. Orlando Jordan

Wie auch im letzten Jahr steht der PPV des Monats an der Spitze der überflüssigsten Dinge. Schön, dass man Hawk ehrt. MNM tut man damit aber ebenso wenig einen Gefallen wie dem Standing der Tag Titles.
Christian verliert gegen Booker – Marihuana is nich gutta.
Jordan besiegt Benoit – es kann einfach nicht sein. Ich zermürbe mir meinen Kopf seit Sonntag Nacht, aber mir fällt einfach kein einziger plausibler Grund dafür ein.
Hassan wird durch einen Last Ride gekillt und ist damit Geschichte, der Taker ist Herausforderer Nummer 1. Na, das mag ja was geben.
Rey besiegt Eddie mit einem Finish, das mir irgendwie bekannt vorkam. Sonst das einzige ansehnliche Match des Abends, aber mit so vielen unsinnigen Längen, die einfach nicht hätten sein müssen.
Melina besiegt Torrie. Hab ich die Herdplatte auch wirklich ausgestellt?
JBL besiegt Batista. Das lass ich einfach mal so stehen.
Es gibt keine, absolut keine Entschuldigung für den Great American Bash. Mir fehlen die Worte. Und 15 Euro.

Nichts an Sharmell ist in irgendeiner Art und Weise interessant. Sharmell ist nur ein weiteres langweiliges Add-On zu einem langweiligen Wrestler und macht ihn durch ihre Anwesenheit noch langweiliger. Das wäre fast so, als würde man ohnehin schon langweilige Bücher in hellgrauer Schrift drucken oder die NDR Talkshow ohne Ton ausstrahlen. Jeder Cent, den man Sharmell für ihre Auftritte bezahlt, ist ein Cent zu viel und sollte für etwas Sinnvolleres ausgegeben werden. Vielleicht für ein Flugticket nach Timbuktu – für zwei Personen.

Anfangs fand ich Jordan ganz cool. An der Seite von JBL war er auch ganz okay. Der US-Title-Gewinn war unglaubhaft, die Verteidigungen sind an Unglaubwürdigkeit nicht zu überbieten. Jordan erinnert mich irgendwie an Virgil. Der war auch schon auf das Begleiter-Image beschränkt und hatte als alleinstehende Person Null Charisma. Ich bin mir sicher, dass man aus Jordan mit richtigem Gimmick irgendwas machen kann. Aber so nicht. Gebt Gillberg von mir aus den Gürtel, aber von OJ hab ich genug.

Unterm Strich

Interessante neue Konstellationen stehen einem gänsehauterregenden Pay-Per-View gegenüber. Wie lässt sich der Monat also abschließend beurteilen? Wäre der Bash wenigstens Durchschnitt gewesen, dann könnte man ein recht positives Resümee aus dem Juli ziehen. Durch den PPV und dieses verdammt miese RAW zu Beginn des Monats ist das jedoch kaum vertretbar.

Nach Showpunkten geht der Juli 2 : 1 an Smackdown

Ich möchte dieses Desaster gerne vergessen und freue mich auf einen guten August mit einem tollen Summerslam. Was man von Smackdown-Seite beiträgt, kann ich noch nicht so wirklich abschätzen. Aber alleine die RAW-Beteiligung lässt mit Hogan-HBK, Eugene-Angle, Hardy-Edge und Cena-Jericho schon auf vieles hoffen. Also, stempeln wir den Bash einfach als Bash ab und freuen uns auf einen schönen Monat mit Carlito, den Mexicools, Eugene und der blue World Order.

Viel Spaß beim Summerslam und natürlich eine gute Zeit,

Bis denn,

Euer Ben